Oktober 2020 – Sondernews zur Coronaentwicklung

COVID-bedingt fiel, erstmals in den letzten 10 Jahren, mein alljährlicher September-Aufenthalt in Indien leider aus. So haben wir, dem Trend der Zeit folgend, unsere Kontakte zu Fr. Prakaash und den Schwestern im Nityaseva-Hospital sowie zu vielen unserer Studenten „digital“ – über Internettelefonate – intensiviert. Dabei stellte sich heraus, dass sich die langen Präsenzphasen des vergangenen Jahrzehnts bewährt haben. Da ist Vertrauen gewachsen und wir konnten in dieser Zeit auch viel über kulturelle, soziale und politische Zusammenhänge lernen. All das hilft uns jetzt, unkompliziert und effektiv auch ohne „Anwesenheit“ zu kommunizieren und an den richtigen Stellen (da wo im Moment dringend Bedarf ist) zu helfen.

Diese Hilfe ist bitter nötig. Wie überall weltweit sind es die sozial Schwachen, die am meisten unter der Corona-Krise leiden. Obgleich die Krankheitsverläufe meist – vielleicht aufgrund des geringeren Durchschnittsalters der Bevölkerung und vielleicht auch aufgrund eines anderen Immunsystems – verglichen mit Westeuropa nicht so dramatisch sind, gelten indienweit strikte Maßnahmen mit weitreichenden Folgen, insbesondere für die Bevölkerung auf dem Land.

Bis heute konnte die überwiegende Zahl der Bewohner auf dem Land, da zumeist als Tagelöhner beschäftigt, ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen. Die Schulen sind immer noch geschlossen. Lehrer versuchen sich am Home-Schooling, sind dafür aber nicht vorbereitet und werden dafür oft auch nicht bezahlt. Den Kindern und Jugendlichen fehlt die Struktur des Schulalltags. Online-Unterricht ist durch fehlende Internet-Verbindungen kaum möglich.

Da das Einkommen von Familien oft wegfällt, fehlt Geld für Nahrung oder auch für notwendige medizinische Maßnahmen. Die Familien können mit dieser Situation nicht umgehen und beginnen wieder vermehrt ihre Töchter im frühen Alter zu verheiraten, da dies auf der einen Seite die Familien finanziell entlastet und auf der anderen Seite eine billige Arbeitskraft in der Familie des Mannes generiert. An Ausbildung/Schule ist dann nicht mehr zu denken.

Zu allem Überfluss wird die ansonsten als sehr trocken geltende Gegend in diesem Jahr von den stärksten Regenfällen seit Jahrzehnten heimgesucht. Für unsere Brunnenprojekte ist das zwar, mittelfristig gedacht, eine gute Nachricht, da der Grundwasserspiegel wieder ansteigt.

Kurzfristig verschlechtert sich die Situation für die Landbevölkerung aber dramatisch, da Häuser eingestürzt sind, Felder unter Wasser stehen und ein Großteil der Ernte verdorben ist.

Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt und helfen im Moment dort, wo es am allernötigsten ist.

Fr. Prakaash hat bereits 500 Food-Kits an bedürftige Familien verteilt.

Dort wo Schüler kurz vor Ihrem Abschluss stehen, helfen wir in kleinem Umfang mit Internet-Infrastruktur – wie z.B. Mobiltelefonen.

Selbstverständlich führen wir weiterhin unser College-Programm sowie den Bau von Brunnen fort.

15.02.2020 – Goodbye!

Mein letzter Tag in Indien war noch einmal vollgepackt. Am Morgen wurde Fr. Prakaash zu einem Begräbnis gerufen. Das lautstarke Zetern und Lamentieren am Sarg und am Grab ist für unsere westlichen Ohren sehr ungewöhnlich.

Auf dem Rückweg nach Newasa könnten wir noch die Funktionstüchtigkeit unserer Brunnenanlage in Jalke überprüfen.

Auf unserer To-Do-Liste stand noch, unseren Dank an den Entscheider in Ahmednagar über die Camp-Permission zu überbringen. Zu unserem großen Glück konnten wir ihn nach einem vergeblichen Versuch in den letzten Wochen heute antreffen.

Auf dem Rückweg kaufen wir Obst und löschen unseren Durst mit frischem Kokoswasser.

Beim Tee am Straßenrand treffen wir auf Sunny, der einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde hat. Er hat BR Ambedkar, den Begründer der indischen Verfassung mit 300 Stiften abgebildet.

Am späten Nachmittag bringt mich Fr. Prakaash gemeinsam mit unseren Jungs und einer guten Freundin zum Flughafen.

14.02.2020

Heute ein Tag in Newasa:
Viele Besuche in der Pfarrei mit unterschiedlichen Anliegen. Unter anderem kommen Ashwini und Prijanka. Priyanka ist in ihrem 3. und damit letzten Jahr der Krankenschwesterausbildung. Ashwini, Prijanka’s Schwester hat die 12. Klasse beendet und ist im Moment noch unschlüssig, wie es weiter gehen kann.

Der Nachmittag ermöglicht auch ein wenig Zeit mit Jungs aus dem Hostel. Und zum Höhepunkt gehen wir Eis essen in einem Shop – für Ashwini das erste Mal.

13.02.2020

Heute geht es für das Interplast-Team zurück nach Deutschland. Auf dem Weg zum Flughafen konnten wir die Ellora-Caves besichtigen und ein Picknick genießen. Ellora-Caves sind ein UNESCO Weltkulturerbe und einer der größte Kloster-Höhlenkomplexe
der Welt. Hier befinden sich hinduistische, buddhistische und jainistische Höhlen, gebaut von 600 – 1000 n. Chr.

Am späten Abend eine Panne in Aurangabad – die Bremsen sind defekt und Geduld ist gefragt.

12.02.2020

Heute Morgen konnten wir die Brunnenanlage in Gondegaon einweihen. Alle sind gekommen, um Wasser zu holen und mit uns zu feiern.

Danach haben wir einen möglichen Ort für eine weitere Anlage besichtigt.

Ein Water-Diviner hat angeblich den richtigen Ort für die Bohrung gefunden.

Das Interplast-Camp geht zu Ende und wir feiern gemeinsam mit den Patienten und dem Krankenhauspersonal.

11.02.2020

Auf unserem Weg sind wir heute zufällig in eine Harmonium-Werkstatt geraten. Sehr schnell waren wir in einem Gespräch über den Aufbau des Instrumentes und die Technik des Spielens. Gemeinsam mit seinem Freund, einem Experten des Shehnai-Spiels, hat er uns ein kleines Konzert gegeben.

Die Tochter des Ladenbesitzers,eine 20-jährige Studentin, bäckt Kuchen und bereitet Konfekt zuhause und beliefert alle Kunden von dort aus.

10.02.2020

Heute stand unsere Dankes-Tour zu den Entscheidungsträgern für die Genehmigung des Interplast-Einsatzes nach Nashik auf unserem Programm. Wie bei all diesen Aktionen treffen wir auch hier auf sehr viele Menschen, die z.T. nur sehr am Rande damit in Verbindung stehen, aber gern mit auf den Fotos sind.

In Nashik hatten wir auch die Gelegenheit, eine internationale Schule zu besichtigen – ein Niveau der Ausstattung, von dem die Schulen im ländlichen Bereich unerreichbar weit weg erscheinen.

Einige Eindrücke entlang der Straße :

08.02.2020

Ein Fixpunkt bei jedem Aufenthalt ist das Treffen mit den Collegestudenten. Voller Bewunderung höre ich die Geschichten und Erfahrungen der verschiedenen Jahrgänge. Diese jungen Menschen kommen alle aus kleinen Dörfern. Ihre Verwandten können ihren Weg, der für viele keineswegs leicht ist, kaum nachvollziehen. Doch sie überwinden alle Hindernisse, um ihren Platz in der indischen Berufswelt zu finden. Der Erfahrungsaustausch ermutigt und inspiriert. Für uns alle ist dieses Treffen ein Highlight.

06.02.2020

Wann kommen endlich die Briefe aus Deutschland? Bei jedem Indienaufenthalt bin ich auch Postbote und überbringe die Briefe von ca 40 deutschen Schülern an ihre indischen Freunde in der St. Mary-English Medium School. Die Spannung ist jedes Mal groß. Vor dem Treffen mit den Schülern konnte ich noch die Morning Assembly der 1. – 5. Klassen beobachten.

In Shevgaon gehen die Operationen weiter. Lea und Anna-Lena motivieren die operierten und zu operierenden Kinder zum Malen und Spielen – eine willkommene Abwechslung nicht nur für die Kinder und für alle Inder sehr ungewohnt.

05.02.2020

In der letzten Woche wurden nach erfolgreichem Bohren in Gondegaon die Solarpanel und der Motor installiert – am Freitag dann der Test, ob die Sonne ausreicht, das Wasser aus dem Boden zu befördern. Heute konnten wir den umzäunten Compound bewundern.

Noch ein paar Eindrücke von unseren Aufenthalten in den Dörfern heute: