Update 26.04.2021

Sicher haben Sie inzwischen auch aus den Nachrichten von der sich zuspitzenden Situation in Indien erfahren. Wir sind an der Seite von Fr. Prakaash bereits letzte Woche aktiv geworden. Fr. Prakaash hat ein noch am Markt verfügbares Virostatikum an ein provisorisch für diese Corona-Welle errichtetes Camp gespendet. Die Arznei möge vielen erkrankten Menschen dort helfen!
In mehreren lokalen Zeitungen wurde darüber berichtet:

Update 19.04.2021

Aktuelle Projektsituation in Indien

Gern gebe ich Ihnen allen hier ein Update zur (Corona-)Situation in Indien wie auch zu unserer aktuellen Arbeit dort.

Seit gut einem Jahr hält uns dieser kleine Virus nun in Atem – oder nimmt uns den Atem, nicht nur hier in Deutschland, sondern weltweit und damit auch an unserem Projektstandort Indien.

Im Moment rollt auf die Menschen dort die zweite Welle zu. Die erste Welle war im Vergleich zur zweiten sanfter und hat in Indien hauptsächlich die großen Städte betroffen. Die Menschen in den ländlichen Gebieten sind von der Krankheit selbst ziemlich verschont geblieben und haben in dieser Phase mehr unter den Sekundäreffekten des Lockdowns gelitten. Sie konnten nicht arbeiten und hatten damit auch kein Geld für die tägliche Nahrung. Corona-Erkrankungen waren auf dem Land eher selten.

Die im Moment heranrollende zweite Welle hat viel höhere Fallzahlen. Die einzelnen Bundesstaaten Indiens sind dabei unterschiedlich betroffen. Die höchsten Zahlen weist Maharashtra – der Bundesstaat, in dem unser Projektgebiet liegt – auf.

Stand 17.04.21 hat Maharashtra 3,7 Mio positive Fälle, es folgen Kerala mit 1,2 Mio, Karnataka mit 1,1 Mio sowie das Unionsterritorium Delhi mit 800-tausend Fällen. All diese Zahlen relativieren sich zwar etwas zum Ausmaß der Bevölkerung. Doch belasten sie enorm die Infrastruktur der Krankenhäuser und des übrigen Gesundheitssektors. 

Die Krankheitsfälle steigen im Moment sehr stark und betreffen auch die ländlichen Gebiete. Es sind nicht nur die Alten, die von der Krankheit erfasst werden. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Zur Behandlung werden zusätzlich Camps errichtet. Impfungen und Medikamente sind kaum verfügbar bzw. werden auf dem Schwarzmarkt zu x-fachen Preisen gehandelt. Ganze Dörfer werden abgeriegelt. Seit 15.04. ist Maharashtra im vollständigen Lockdown.

Wir sind weiter in sehr engem Kontakt mit den Menschen vor Ort, suchen nach Möglichkeiten der Unterstützung und setzen unsere Projektaktivitäten so gut es geht fort.  In unserem wichtigsten Bereich, bei den College-Studenten, läuft alles, wenn wir von dem auch in Indien eingeführten Online-Unterricht absehen, normal. Alle Studenten bereiten sich auf ihre Frühjahrsprüfungen vor, die in den meisten Fällen online vollzogen werden.

Wie bereits in vorigen News gezeigt, steht der Hostelbetrieb im Moment still, da die Schulen geschlossen sind.

Auch der Brunnenbau stagniert im Moment. Die dazu notwendigen Zusammenkünfte und Verhandlungen sind aktuell nicht möglich.

Sie sehen, dass wir unsere Erfahrung der Stagnation und der Distanz im Moment auch mit Menschen auf anderen Kontinenten teilen. Umso dankbarer sind wir, dass wir einen regen und konstruktiven Kontakt – digital und per Telefon – zu vielen unserer Freunde und „Schützlinge“ in Indien und ganz besonders zu unserem Projektleiter Fr. Prakaash Raut halten können. Mit ihm beobachten und diskutieren wir regelmäßig die Situation und entscheiden, an welchen Stellen wir gezielt Hilfe zur Verfügung stellen können.

Ich vermute, dass Sie alle in diesen Monaten unterschiedlich stark und in ganz unterschiedlicher Weise von der, für uns alle geltenden, Situation betroffen sind. Wir alle, auf der ganzen Welt, laufen mehr oder weniger im Ausnahme-Modus. Darum danke ich Ihnen an dieser Stelle ganz besonders, wenn Sie ihren Blick hinaus in die Welt richten und am Leben der in unserem Projekt eingeschlossenen Menschen in Indien teilnehmen.

Bleiben Sie alle positiv und gesund!

Ihre Petra Carqueville

Oktober 2020 – Sondernews zur Coronaentwicklung

COVID-bedingt fiel, erstmals in den letzten 10 Jahren, mein alljährlicher September-Aufenthalt in Indien leider aus. So haben wir, dem Trend der Zeit folgend, unsere Kontakte zu Fr. Prakaash und den Schwestern im Nityaseva-Hospital sowie zu vielen unserer Studenten „digital“ – über Internettelefonate – intensiviert. Dabei stellte sich heraus, dass sich die langen Präsenzphasen des vergangenen Jahrzehnts bewährt haben. Da ist Vertrauen gewachsen und wir konnten in dieser Zeit auch viel über kulturelle, soziale und politische Zusammenhänge lernen. All das hilft uns jetzt, unkompliziert und effektiv auch ohne „Anwesenheit“ zu kommunizieren und an den richtigen Stellen (da wo im Moment dringend Bedarf ist) zu helfen.

Diese Hilfe ist bitter nötig. Wie überall weltweit sind es die sozial Schwachen, die am meisten unter der Corona-Krise leiden. Obgleich die Krankheitsverläufe meist – vielleicht aufgrund des geringeren Durchschnittsalters der Bevölkerung und vielleicht auch aufgrund eines anderen Immunsystems – verglichen mit Westeuropa nicht so dramatisch sind, gelten indienweit strikte Maßnahmen mit weitreichenden Folgen, insbesondere für die Bevölkerung auf dem Land.

Bis heute konnte die überwiegende Zahl der Bewohner auf dem Land, da zumeist als Tagelöhner beschäftigt, ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen. Die Schulen sind immer noch geschlossen. Lehrer versuchen sich am Home-Schooling, sind dafür aber nicht vorbereitet und werden dafür oft auch nicht bezahlt. Den Kindern und Jugendlichen fehlt die Struktur des Schulalltags. Online-Unterricht ist durch fehlende Internet-Verbindungen kaum möglich.

Da das Einkommen von Familien oft wegfällt, fehlt Geld für Nahrung oder auch für notwendige medizinische Maßnahmen. Die Familien können mit dieser Situation nicht umgehen und beginnen wieder vermehrt ihre Töchter im frühen Alter zu verheiraten, da dies auf der einen Seite die Familien finanziell entlastet und auf der anderen Seite eine billige Arbeitskraft in der Familie des Mannes generiert. An Ausbildung/Schule ist dann nicht mehr zu denken.

Zu allem Überfluss wird die ansonsten als sehr trocken geltende Gegend in diesem Jahr von den stärksten Regenfällen seit Jahrzehnten heimgesucht. Für unsere Brunnenprojekte ist das zwar, mittelfristig gedacht, eine gute Nachricht, da der Grundwasserspiegel wieder ansteigt.

Kurzfristig verschlechtert sich die Situation für die Landbevölkerung aber dramatisch, da Häuser eingestürzt sind, Felder unter Wasser stehen und ein Großteil der Ernte verdorben ist.

Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt und helfen im Moment dort, wo es am allernötigsten ist.

Fr. Prakaash hat bereits 500 Food-Kits an bedürftige Familien verteilt.

Dort wo Schüler kurz vor Ihrem Abschluss stehen, helfen wir in kleinem Umfang mit Internet-Infrastruktur – wie z.B. Mobiltelefonen.

Selbstverständlich führen wir weiterhin unser College-Programm sowie den Bau von Brunnen fort.

15.02.2020 – Goodbye!

Mein letzter Tag in Indien war noch einmal vollgepackt. Am Morgen wurde Fr. Prakaash zu einem Begräbnis gerufen. Das lautstarke Zetern und Lamentieren am Sarg und am Grab ist für unsere westlichen Ohren sehr ungewöhnlich.

Auf dem Rückweg nach Newasa könnten wir noch die Funktionstüchtigkeit unserer Brunnenanlage in Jalke überprüfen.

Auf unserer To-Do-Liste stand noch, unseren Dank an den Entscheider in Ahmednagar über die Camp-Permission zu überbringen. Zu unserem großen Glück konnten wir ihn nach einem vergeblichen Versuch in den letzten Wochen heute antreffen.

Auf dem Rückweg kaufen wir Obst und löschen unseren Durst mit frischem Kokoswasser.

Beim Tee am Straßenrand treffen wir auf Sunny, der einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde hat. Er hat BR Ambedkar, den Begründer der indischen Verfassung mit 300 Stiften abgebildet.

Am späten Nachmittag bringt mich Fr. Prakaash gemeinsam mit unseren Jungs und einer guten Freundin zum Flughafen.

14.02.2020

Heute ein Tag in Newasa:
Viele Besuche in der Pfarrei mit unterschiedlichen Anliegen. Unter anderem kommen Ashwini und Prijanka. Priyanka ist in ihrem 3. und damit letzten Jahr der Krankenschwesterausbildung. Ashwini, Prijanka’s Schwester hat die 12. Klasse beendet und ist im Moment noch unschlüssig, wie es weiter gehen kann.

Der Nachmittag ermöglicht auch ein wenig Zeit mit Jungs aus dem Hostel. Und zum Höhepunkt gehen wir Eis essen in einem Shop – für Ashwini das erste Mal.

13.02.2020

Heute geht es für das Interplast-Team zurück nach Deutschland. Auf dem Weg zum Flughafen konnten wir die Ellora-Caves besichtigen und ein Picknick genießen. Ellora-Caves sind ein UNESCO Weltkulturerbe und einer der größte Kloster-Höhlenkomplexe
der Welt. Hier befinden sich hinduistische, buddhistische und jainistische Höhlen, gebaut von 600 – 1000 n. Chr.

Am späten Abend eine Panne in Aurangabad – die Bremsen sind defekt und Geduld ist gefragt.

12.02.2020

Heute Morgen konnten wir die Brunnenanlage in Gondegaon einweihen. Alle sind gekommen, um Wasser zu holen und mit uns zu feiern.

Danach haben wir einen möglichen Ort für eine weitere Anlage besichtigt.

Ein Water-Diviner hat angeblich den richtigen Ort für die Bohrung gefunden.

Das Interplast-Camp geht zu Ende und wir feiern gemeinsam mit den Patienten und dem Krankenhauspersonal.

11.02.2020

Auf unserem Weg sind wir heute zufällig in eine Harmonium-Werkstatt geraten. Sehr schnell waren wir in einem Gespräch über den Aufbau des Instrumentes und die Technik des Spielens. Gemeinsam mit seinem Freund, einem Experten des Shehnai-Spiels, hat er uns ein kleines Konzert gegeben.

Die Tochter des Ladenbesitzers,eine 20-jährige Studentin, bäckt Kuchen und bereitet Konfekt zuhause und beliefert alle Kunden von dort aus.

10.02.2020

Heute stand unsere Dankes-Tour zu den Entscheidungsträgern für die Genehmigung des Interplast-Einsatzes nach Nashik auf unserem Programm. Wie bei all diesen Aktionen treffen wir auch hier auf sehr viele Menschen, die z.T. nur sehr am Rande damit in Verbindung stehen, aber gern mit auf den Fotos sind.

In Nashik hatten wir auch die Gelegenheit, eine internationale Schule zu besichtigen – ein Niveau der Ausstattung, von dem die Schulen im ländlichen Bereich unerreichbar weit weg erscheinen.

Einige Eindrücke entlang der Straße :

08.02.2020

Ein Fixpunkt bei jedem Aufenthalt ist das Treffen mit den Collegestudenten. Voller Bewunderung höre ich die Geschichten und Erfahrungen der verschiedenen Jahrgänge. Diese jungen Menschen kommen alle aus kleinen Dörfern. Ihre Verwandten können ihren Weg, der für viele keineswegs leicht ist, kaum nachvollziehen. Doch sie überwinden alle Hindernisse, um ihren Platz in der indischen Berufswelt zu finden. Der Erfahrungsaustausch ermutigt und inspiriert. Für uns alle ist dieses Treffen ein Highlight.