01.03. – Medizinisches Camp bei Shepherd-People

Die kurvigen Straßen führen uns durch herrliche Landschaft weit hinauf in die Berge. Wir besuchen heute ein Dorf im Landesinneren. Nach einer Stunde wird die Straße schmäler und die letzten 4 km entsprechen unseren Wanderwegen. Im Dorf leben 25 Familien der Shepherd-Kaste, sehr einfache und freundliche Menschen. Das Camp findet auf dem Schulcampus statt: Allgemeinmedizin, Hautkrankheiten, Ohren und Augen stehen auf dem Programm. Zwei Ärzte leiten gemeinsam mit den Schwestern den Einsatz. Insgesamt werden an diesem Tag 37 Patienten behandelt und mit Medikamenten versorgt. Für mich ist faszinierend wie unspektakulär und effektiv das Programm abgewickelt wird. Nebenbei kommen die Schüler zu uns und suchen Kontakt. 9 Schüler von der 1. zur 5. Klasse werden in einem Raum unterrichtet. Viele Kinder des Dorfes verweigern die Schule. Auf einem Rundgang durch‘s Dorf sehen wir mehr von den Lebensumständen der Menschen. Besonders die große Wasserknappheit ist ein Problem. Viele Hautkrankheiten sind darauf und auf den engen Kontakt zu den Tieren zurück zu führen. Nach etwa 4 Stunden sind alle Patienten zufrieden und wir machen uns auf den Rückweg.

27. + 28.02. – Fahrt nach Sawantwadi

Nach den anstrengenden letzten Tagen haben wir einen Tripp nach Sawantwadi geplant. Wir starten um 9:30 a.m. in Rahuri Factory und ahnen noch nicht, dass es eine längere Fahrt werden wird. Nach 27 Stunden (davon 18 Stunden Zugfahrt) kommen wir in Sawantwadi an. Hier empfängt uns üppiges Grün und die MMSI-Schwestern (die wir von unseren Plastic Surgery Camps kennen) geben uns ein herzliches Willkommen. Der restliche Tag gilt dem Ankommen.

Doch auch hier im üppigen Grün scheint der Muell entlang der Straßen unvermeidbar.

26.02. – Treffen mit Schülern und Collegestudenten

Heute fand das lang ersehnte Collegestudenten-Treffen statt. Zwischen 40 und 50 Schüler und Studenten (im Studium und Ehemalige) nehmen am Treffen teil, dazu zahlreiche Eltern. Drei Senior-Studentinnen, Sonali, Deepali und Savita, führen durch das Programm. Es gibt regen Austausch und Diskussion sowie Ehrungen. Alle Teilnehmer betonen die nachhaltige positive Veränderung, die ihr Leben durch das Programm erfahren hat. Nach gut drei Stunden schließen wir die offizielle Sitzung mit verschiedenen Gruppenfotos ab. Und danach – genießen alle köstliches Chickenbiriyani und danach süße Wassermelone.

23.02. – Der Anfang einer Frauengruppe im Dorf

Vor 2 Tagen waren wir in Prasad Nagar, einem Dorf in der Nähe. Viele Frauen teilten ihre Probleme und Unzufriedenheit mit uns – all die typischen Themen indischer Frauen. Schon länger ziehen wir in Betracht über Frauengruppen die Gemeinschaft der Frauen und ihre Position in der Gesellschaft zu stärken. Heute kamen 20 Frauen zu einem ersten Treffen zusammen: soll eine Frauengruppe gegründet werden? Welchen Fokus soll sie haben? Die Frauen haben sehr klare Vorstellungen, was sie brauchen. Nach einigen Diskussionen steht fest: die Gruppe wird sich um Mikrokredite herum bilden. Wir schlagen vor eine erste Schulung für alle zu finanzieren. Die Dankbarkeit der Frauen für diese Initiative ist deutlich zu spüren. Nach einer guten Stunde und dem Fixieren eines nächsten Treffens, gehen alle dankbar nach Hause oder zur Arbeit.

22.02. – Besuch im Mädchen-Hostel

Während einer Besuchsreise schauen wir auch im Hostel der „Newasa-Schwestern“, unserem früheren Standort vorbei. Die Freude der Mädchen ist groß und unsere noch größer: wir haben das Glück, dass wir Nikita und Nea, zwei unserer „älteren“ Hostelmädchen, antreffen.

21.02.2023 – Hintergründe

Extremer Reichtum – extreme Armut – zu viele Menschen


Indien stellt sich auf dem internationalen Parkett als boomende Wirtschaftsmacht dar. Man findet Wirtschaftszentren wie Mumbai, Delhi oder Bangalore. Gleichzeitig lebt ein sehr großer Teil der indischen Bevölkerung noch immer unter existenzbedrohenden Bedingungen. 
Etwa 230 Millionen Menschen müssen mit weniger als 1,90 $ am Tag auskommen. Die Corona-Pandemie und ihre sozio-ökonomischen Folgen haben Arbeitslosigkeit und Armut insbesondere innerhalb der marginalisierten (am Rand der Bevölkerung lebenden) Gruppen wieder ansteigen lassen. Ein Grund dafür ist der hohe Anteil des sogenannten informellen Sektors in Indien. Dieser gilt als das Rückgrat der indischen Wirtschaft. Informelle Arbeit bedeutet einerseits einen leichten Zugang zu Arbeit, oft als Tagelöhner, gibt aber andrerseits keine Sicherheiten für die Arbeitenden.Die Infrastruktur im ländlichen Bereich hinkt nach wie vor den urbanen Zentren hinterher. Krankenhäuser gehen immer mehr in private Hand über. Viele Behandlungen übersteigen die finanziellen Möglichkeiten der Familien. Der Anteil des Gesundheitswesens am BIP beträgt in Indien 2,1% (vgl. Deutschland 2020/2021: 13,1 %). Mehr als 60% der Bevölkerung haben noch immer keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Die gesundheitlichen Folgen sind Durchfall, Hepatitis und Typhus. Mehr als 35% der Kinder unter 5 Jahren sind untergewichtig.Von den Missständen sind insbesondere Frauen und Mädchen betroffen.
Das starke Bevölkerungswachstum Indiens – Ende 2022 lebten In Indien 1,417 Mrd. Menschen – verschärft die Situation zusätzlich. Immer noch zählen männliche Nachkommen mehr als weibliche. Viele Familien bekommen erst nach mehreren Mädchen den ersehnten Sohn. Indien ist wenig erfolgreich in der Qualifizierung der großen Anzahl junger Menschen und auch darin, ihnen entsprechende Jobs zur Verfügung zu stellen. 
Besonders hart trifft das Mädchen und junge Frauen. Sie können die Schule oft nicht beenden, werden als billige Arbeitskräfte im Dorf miss-/gebraucht und sehr oft zwangsverheiratet.Wie kann dieser Situation begegnet werden? Bildung und Aufklärung sind die Basis für mehr Gleichstellung der Frauen und zum Aufbau gesünderer wirtschaftlicher Strukturen.

20.02. Neustart der Brieffreundschaften

Vor der Corona-Zeit haben wir Brieffreundschaften zwischen deutschen Schulen und einer indischen Schule unterstützt. Die Idee dahinter ist der kulturelle Austausch unter Schülern und das Hineinschnuppern in eine andere Welt. Dank der Initiative einer Lehrerin der Michael-Ende-Schule, Raubling, starten wir wieder mit einer kleinen Gruppe von 7.Klass-SchülerInnen. Heute habe ich die Briefe der deutschen Schüler übergeben. Nun sind wir neugierig, was die Schüler beider Länder daraus machen. Fest steht, dass ich als Postbotin Briefe in meinem Gepäck zurück nach Deutschland bringen werde.

19.02. – Zurück zum Holzfeuer

Eine Errungenschaft im ländlichen Indien war das Kochen mit Gas. Dadurch konnte der Raubbau an den wenigen Bäumen vermieden werden. Auch die unfallträchtigen Kerosinkocher konnten ersetzt werden. Viele Verbrennungen waren auf den leichtsinnigen Umgang mit diesen Kochern zurück zu führen. Seit Kurzem hat sich der Preis einer Gasflasche von 600 INR auf 1200 INR verdoppelt. Gleichzeitig hat die Regierung die finanzielle Unterstützung eingestellt. Für sehr viele Familien, besonders die Frauen, ist dies ein großes Problem. Feuerholz muss gesammelt werden, das Kochen am Holzfeuer dauert länger. Zum Teil verwenden die Menschen auch getrockneten Kuhdung. Die Frauen müssen noch mehr Zeit für die Zubereitung der täglichen Mahlzeiten bereit stellen und werden damit von Erwerbsarbeit abgehalten.

18.02. – Maha Shivaratri

Heute ist das Fest Maha Shivaratri, ein hoher Hindufeiertag. Das Fest wird zu Ehren der Gottheit Shiva gefeiert. Auf den Straßen sind überall farbenfrohe und meist laute Prozessionen der verschiedenen Hindugruppierungen unterwegs. Eine Gruppe von Brahma Kumari-Anhängern fällt uns besonders auf. Brahma Kumari-Nonnen sind als Zeichen der Reinheit vollständig weiß gekleidet. Sie meditieren für Frieden und Hoffnung für die Welt – eine schöne Vorstellung.