Nachtrag Januar 2025

Anfang Januar bin ich wieder für 4 Wochen nach Indien gestartet. Diesmal habe ich mir für 5 Tage Indien aus „touristischen“ Augen besehen: von Bangalore ging es dazu mit dem Zug nach Mysore. Der Mysore Palace, Residenz der Maharadschas des Fürstentum Mysore, besticht mit seiner Pracht. Er zählt zu den berühmtesten Palästen Indiens und zeigt deutlich den britischen Einfluss.

In einem ganz anderen Stil zeigt sich der Tipu Sultan Summer Palace nördlich von Mysore – der Sommersitz des bis Ende des 18. Jahrhunderts regierenden (muslimischen) Sultans.

1000 Treppenstufen sind es hinauf zum Sri Chamundeshwari Tempel. Die Gläubigen kennzeichnen jede Stufe mit rot-orangen Kreidefarben. Oben angekommen, überwältigt das bunte, Jahrmarkt-ähnliche Treiben.


Der Devaraja Markt in Mysore überwältigt mit seiner bunten Vielfalt.

Nach ca einer Woche tauchen wir wieder ins dörfliche Leben im Ahmadnagar Distrikt ein – welch ein Kontrast!

Wir besuchen wieder die Nachhilfegruppen – Pater Prakaash und ich werden geehrt, wir spielen mit den Kindern und verteilen Obst. Auf Nachfragen erfahren wir, dass einige der Kinder inzwischen beste in ihrer Klasse geworden sind und sehr gern zur Schule gehen.

Collegestudentmeeting:

Unser Treffen mit den Collegestudenten ist diesmal sehr bunt – mit Spielen und Tanz, viel Wiedersehensfreude und guten Anregungen.

Frauengruppen: 

Mit einer der Frauengruppen haben wir uns zu einem Projekt geeinigt: das Halten und Vermehren von Ziegen. Die Erfahrungen aus diesem Projekt werden darüber entscheiden, ob wir weitere Aktivitäten folgen lassen. Wichtig ist uns die Zusammenarbeit und der Austausch unter den Frauen. Wir sind gespannt.

Brieffreundschaften:

Die Freude über Post aus Deutschland war wieder sehr groß unter den indischen Schülern. Und ich habe auch wieder bunte Briefe aus Indien in meinem Gepäck zurück nach Deutschland.


Camp für plastische Chirurgie

Nach vielen Jahren konnte in diesem Jahr wieder ein Camp für plastische Chirurgie in Shevgaon, einem Ort im ländlichen Indien,  – diesmal mit indischen Kollegen – stattfinden.
Die Freude war groß- nicht nur bei den Patienten. In dem Camp werden vorwiegend die Folgen von  Verbrennungen und Lippen-Gaumen-Spalten operiert. Mehr als 50 Patienten konnte während den 6 Tagen geholfen werden. Ihnen wird meist ein völlig neues Leben geschenkt.


Rundgang durch Shevgaon

Mit einem Rundgang durch die Gassen von Shevgaon schließe ich hier ab.


Es waren sehr dichte und bunte 4 Wochen. Wenngleich sich Indien entwickelt, herrscht auf dem Land noch sehr viel Armut. Mangelnde Schulbildung, Arbeitslosigkeit, frühe Verheiratung und die Abhängigkeit von der Familie des Mannes, hohe Verschuldung, der fehlende Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung und anderes mehr verhindern ein gutes Leben. Mit vergleichsweise geringen Mitteln gelingt es uns einige Leben zum Positiven zu wenden. Die Schwere von so mancher Situation tritt hinter den Begegnungen mit den Menschen, ihrer Freundlichkeit, ihrem Gleichmut und ihrer Zufriedenheit, zurück. Das bringt mich immer wieder zum Staunen und erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit.

September 2024

Ende August/Anfang September war ich für nur 2 Wochen in Indien – eine kurze Zeit mit vielen, eng getakteten Aktivitäten. Darum konnte ich Sie nicht in unserem üblichen Blog mitnehmen. Hier einige Eindrücke, auf die ich in unserem Dezember-Newsletter noch näher eingehen werde. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine gute Zeit!

Ihre Petra Carqueville

28.02.2024

Wieder zuhause

Seit 18. Februar bin ich wieder zurück in Deutschland. Viele Eindrücke leben noch weiter und durchweben meine Tage.

Immer wieder machen wir dort auf dem Land die Erfahrung, wie schnell aufgrund eines fehlenden Sozialsystems (Kranken-/ Arbeitslosenversicherung) ganze Familien aus ihrer Routine geworfen werden. Der Fall von Mona steht repräsentativ für viele ähnliche Erfahrungen, bei denen die Gesprächspartnerin/ der Gesprächspartner „family matters“ als Grund für die Unterbrechung eines Lebensweges anführen.

Mona´s Vater kam mit 40 Jahren im Sommer 2023 bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Die Mutter (34 Jahre) muss nun allein für die 3 Kinder sorgen. Mona ist 20 Jahre und macht eine „duale“ Ausbildung. Sie arbeitet in einem Computerladen und macht gleichzeitig den Bachelor of Administration. Für die Ausbildung brauchte sie 20.000 INR (ca. 230 Euro). Ihr Großvater hat das Geld von einem Geldgeber für 15% Zinsen im Monat geliehen. Das bedeutet, dass die Familie allein 36.000 INR Zinsen im Jahr zahlen muss.  Ohne die 20.000 INR müsste Mona ihr Studium aufgeben. Die Geldgeber nutzen diese Notsituationen aus. Hier klären wir auf und helfen – ein vergleichsweise kleiner Beitrag zeigt große und nachhaltige Wirkung.

Mona und ihre Mutter fragen um Rat und Hilfe.

17.02.2024

Im allerletzten Moment

Eigentlich wäre mein Flug von Aurangabad nach Mumbai heute morgen um 6:00 Uhr gewesen. Doch ich habe beschlossen mit einem Fahrer erst am Nachmittag nach Mumbai zu starten – zum großen Glück der Bewohner von Ranjangaon. Seit 4 Jahren verhandeln wir dort einen solarbetriebenen Brunnen. Heute um 14:00 Uhr ( der Fahrer kommt um 14:30 Uhr) kommen sie mit der Bitte um die Anlage und einem vorbereiteten Team. Für indische Verhältnisse wird es eine schnelle Verhandlung. Fr Prakaash wird nach meiner Abfahrt die restlichen Punkte klären. Und so sitze ich jetzt im Auto auf meiner 6-stündigen Fahrt nach Mumbai.

16.02.2024

Noch ein Besuch bei der Nachhilfegruppe im Slum

Die Freude ist – auf beiden Seiten – groß, wenn ich an diesem Abend noch einmal die Nachhilfegruppe besuche. Sehr konzentriert sitzen sie zunächst an ihren Hausaufgaben. Manche haben Fragen an Jaya, die Lehrerin. Doch später feiern wir ein wenig, machen Fingerspiele, verteilen Süßes und machen die üblichen Fotos. Für Yoga-interessierte Leser füge ich hier eine Beschreibung von Surya-Namaskar aus einem indischen Schulbuch ein.

15.02.2024

Lern- und Spielgruppe für Kleinstkinder im Slum

Mit unserer Unterstützung beginnt eine Schwester des Nachbarkonvents eine Gruppe für Kleinstkinder (2 und 3 Jahre) im Slum Prasadnagar. Die Idee ist, diesen Kindern die Freude am Lernen und anderen Schule spielerisch zu vermitteln. Am ersten Tag kommen bereits 7 Kinder ( z.T. mit ihren Müttern).

14.02.2024

Das Leben der Zuckerrohrschneider

Februar und März sind die Erntemonate für Zuckerrohr. Der Ahmednagardistrikt ist bekannt für seine Zuckerrohrfelder und die dazugehörigen Fabriken. Große Laster bis hin zu bullengetriebenen Bullock Carts bestimmen, beladen mit Bergen von Zuckerrohr, das Straßenbild in dieser Zeit. Die Zuckerrohrschneider sind untere Kaste. Sie leben in provisorischen Siedlungen in einfachsten und nicht immer hygienischen Verhältnissen. Die Kinder gehen nicht zur Schule.

13.02.2024

Unsere Tour zu den Brunnen und einige Besuche

Wir besuchen heute weitere vier unserer solar-betriebenen Brunnenanlagen. In Jalke Kurdh gibt es Diskussionen. Die Gruppe ist sich nicht einig in der Wartung. Nach langem Hin und Her und der Drohung die Solarpanels abzubauen bekommen sie 2 Tage Bedenkzeit. Mal sehen!

Auf dem Weg besuchen wir auch eine alte Bekannte im Krankenhaus. Ihr Fall ist kein Einzelfall. Zu viele Sorgen um die Existenz, von der Familie ausgenutzt und keine Zuwendung empfangend, haben diese Frauen nicht gelernt und auch keine Gelegenheit für sich selbst zu sorgen.

12.02.2024

Einblick in das sehr einfache Leben der Menschen

Immer wieder werden wir auf unseren Fahrten von Menschen eingeladen und bekommen Einblick in ihre Art zu leben. Meist bewohnt die ganze Familie (3 Generationen) einen Raum, der oft auch noch die Küche beherbergt oder sie kochen draußen. Geschlafen wird auf abends ausgerollten Matratzen. Das Essen wird am Boden am Chula (Steine mit Holzfeuer) oder am Gasherd bereitet. Gegessen wird ebenfalls am Boden – ohne Besteck, mit der rechten Hand.

10.02.2024

Ausflug mit der Nachhilfegruppe aus Prasadnagar

Jaya, die Lehrerin der Nachhilfegruppe (wir waren am 29.01. eingeladen, siehe Bericht) und ihr Mann, Raju, haben für die Kinder aus dem Slum und einige der Mütter einen Ausflugtag organisiert. Mitbringen geliehenen Schulbus geht es zunächst zum Gorakhnat-Tempel. Gorakhnat gilt als Maha-Yogi (großer Yogi). Danach verspeisen wir in der Anlage des Rameshwar Tempels Dongagan unser mitgebrachtes Mittagessen ( aus Tiffin/ Brotzeitboxen), spielen und tanzen. Zuletzt besuchen wir noch eine Gartenanlage mit Spielplatz. Die Kinder stürmen begeistert alle Geräte. Auf der Fahrt wird im Bus laut gesungen und getanzt.
Die meisten Kinder haben wahrscheinlich noch nie solch einen Ausflug erlebt und auch die Sehenswürdigkeiten, obwohl so nah, waren neu für sie. Von Anfang bis Ende war es ein erfüllter Tag mit begeisterten Kindern.