COVID-bedingt fiel, erstmals in den letzten 10 Jahren, mein alljährlicher September-Aufenthalt in Indien leider aus. So haben wir, dem Trend der Zeit folgend, unsere Kontakte zu Fr. Prakaash und den Schwestern im Nityaseva-Hospital sowie zu vielen unserer Studenten „digital“ – über Internettelefonate – intensiviert. Dabei stellte sich heraus, dass sich die langen Präsenzphasen des vergangenen Jahrzehnts bewährt haben. Da ist Vertrauen gewachsen und wir konnten in dieser Zeit auch viel über kulturelle, soziale und politische Zusammenhänge lernen. All das hilft uns jetzt, unkompliziert und effektiv auch ohne „Anwesenheit“ zu kommunizieren und an den richtigen Stellen (da wo im Moment dringend Bedarf ist) zu helfen.
Diese Hilfe ist bitter nötig. Wie überall weltweit sind es die sozial Schwachen, die am meisten unter der Corona-Krise leiden. Obgleich die Krankheitsverläufe meist – vielleicht aufgrund des geringeren Durchschnittsalters der Bevölkerung und vielleicht auch aufgrund eines anderen Immunsystems – verglichen mit Westeuropa nicht so dramatisch sind, gelten indienweit strikte Maßnahmen mit weitreichenden Folgen, insbesondere für die Bevölkerung auf dem Land.
Bis heute konnte die überwiegende Zahl der Bewohner auf dem Land, da zumeist als Tagelöhner beschäftigt, ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen. Die Schulen sind immer noch geschlossen. Lehrer versuchen sich am Home-Schooling, sind dafür aber nicht vorbereitet und werden dafür oft auch nicht bezahlt. Den Kindern und Jugendlichen fehlt die Struktur des Schulalltags. Online-Unterricht ist durch fehlende Internet-Verbindungen kaum möglich.
Da das Einkommen von Familien oft wegfällt, fehlt Geld für Nahrung oder auch für notwendige medizinische Maßnahmen. Die Familien können mit dieser Situation nicht umgehen und beginnen wieder vermehrt ihre Töchter im frühen Alter zu verheiraten, da dies auf der einen Seite die Familien finanziell entlastet und auf der anderen Seite eine billige Arbeitskraft in der Familie des Mannes generiert. An Ausbildung/Schule ist dann nicht mehr zu denken.
Zu allem Überfluss wird die ansonsten als sehr trocken geltende Gegend in diesem Jahr von den stärksten Regenfällen seit Jahrzehnten heimgesucht. Für unsere Brunnenprojekte ist das zwar, mittelfristig gedacht, eine gute Nachricht, da der Grundwasserspiegel wieder ansteigt.
Kurzfristig verschlechtert sich die Situation für die Landbevölkerung aber dramatisch, da Häuser eingestürzt sind, Felder unter Wasser stehen und ein Großteil der Ernte verdorben ist.
Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt und helfen im Moment dort, wo es am allernötigsten ist.
Fr. Prakaash hat bereits 500 Food-Kits an bedürftige Familien verteilt.
Dort wo Schüler kurz vor Ihrem Abschluss stehen, helfen wir in kleinem Umfang mit Internet-Infrastruktur – wie z.B. Mobiltelefonen.
Selbstverständlich führen wir weiterhin unser College-Programm sowie den Bau von Brunnen fort.