Die Situation auf dem Land
Indien ist ein Land der Gegensätze. Einerseits ist es das Land der meisten Millionäre und Milliardäre weltweit. Andererseits lebt dort die weltweit größte Zahl armer Menschen. Fast 70 % der Bevölkerung haben umgerechnet weniger als 2 $ pro Tag zur Verfügung. Beinahe 400 Millionen Menschen (das sind knapp 30% der fast 1,4 Mrd Gesamtbevölkerung) gelten sogar als extrem arm.
Obwohl Indien eine der weltweit am stärksten wachsenden Volkswirtschaften ist, sind etwa ein Fünftel der Inder unterernährt, rund ein Drittel der Erwachsenen können nicht lesen und schreiben. Große Mängel bestehen nach wie vor in der Infrastruktur: so haben rund 400 Millionen Menschen keinen Stromanschluss, mehr als 600 Millionen Inderinnen und Inder verfügen nicht über sanitäre Anlagen.
Kernprobleme Indiens sind die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede in der Gesellschaft, die Benachteiligung der Frauen und die Entwicklungsunterschiede zwischen Stadt und Land. Eine unbefriedigende Menschenrechtssituation zeigt sich an vielen Beispielen. Bürokratie, mangelnde Transparenz und die weit verbreitete Korruption stellen starke Entwicklungshemmnisse dar.
Rund zwei Drittel der Bevölkerung Indiens leben auf dem Land und profitieren nahezu nicht vom Wirtschaftswachstum. Mehr als die Hälfte der indischen Arbeitskräfte sind von der Landwirtschaft abhängig, deren Anteil am Bruttoinlandsprodukt aber kontinuierlich sinkt (auf inzwischen etwa 14 Prozent). Der indische Agrarsektor ist zu einem großen Teil auf Selbstversorgung ausgerichtet. In vielen Regionen werden die Betriebsflächen immer kleiner, immer mehr Menschen besitzen kein eigenes Land mehr. Viele Kleinbauern sind überschuldet. Die Zahl der Selbstmorde im ländlichen Bereich steigt immer weiter. Bodenerosion und Desertifikation tragen ihren Teil zur Verschlechterung der Situation bei, wie auch die Abhängigkeit von teuren Pflanzenschutzmitteln und Saatgut.