Aktuelle Projektsituation in Indien
Gern gebe ich Ihnen allen hier ein Update zur (Corona-)Situation in Indien wie auch zu unserer aktuellen Arbeit dort.
Seit gut einem Jahr hält uns dieser kleine Virus nun in Atem – oder nimmt uns den Atem, nicht nur hier in Deutschland, sondern weltweit und damit auch an unserem Projektstandort Indien.
Im Moment rollt auf die Menschen dort die zweite Welle zu. Die erste Welle war im Vergleich zur zweiten sanfter und hat in Indien hauptsächlich die großen Städte betroffen. Die Menschen in den ländlichen Gebieten sind von der Krankheit selbst ziemlich verschont geblieben und haben in dieser Phase mehr unter den Sekundäreffekten des Lockdowns gelitten. Sie konnten nicht arbeiten und hatten damit auch kein Geld für die tägliche Nahrung. Corona-Erkrankungen waren auf dem Land eher selten.
Die im Moment heranrollende zweite Welle hat viel höhere Fallzahlen. Die einzelnen Bundesstaaten Indiens sind dabei unterschiedlich betroffen. Die höchsten Zahlen weist Maharashtra – der Bundesstaat, in dem unser Projektgebiet liegt – auf.
Stand 17.04.21 hat Maharashtra 3,7 Mio positive Fälle, es folgen Kerala mit 1,2 Mio, Karnataka mit 1,1 Mio sowie das Unionsterritorium Delhi mit 800-tausend Fällen. All diese Zahlen relativieren sich zwar etwas zum Ausmaß der Bevölkerung. Doch belasten sie enorm die Infrastruktur der Krankenhäuser und des übrigen Gesundheitssektors.
Die Krankheitsfälle steigen im Moment sehr stark und betreffen auch die ländlichen Gebiete. Es sind nicht nur die Alten, die von der Krankheit erfasst werden. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Zur Behandlung werden zusätzlich Camps errichtet. Impfungen und Medikamente sind kaum verfügbar bzw. werden auf dem Schwarzmarkt zu x-fachen Preisen gehandelt. Ganze Dörfer werden abgeriegelt. Seit 15.04. ist Maharashtra im vollständigen Lockdown.
Wir sind weiter in sehr engem Kontakt mit den Menschen vor Ort, suchen nach Möglichkeiten der Unterstützung und setzen unsere Projektaktivitäten so gut es geht fort. In unserem wichtigsten Bereich, bei den College-Studenten, läuft alles, wenn wir von dem auch in Indien eingeführten Online-Unterricht absehen, normal. Alle Studenten bereiten sich auf ihre Frühjahrsprüfungen vor, die in den meisten Fällen online vollzogen werden.
Wie bereits in vorigen News gezeigt, steht der Hostelbetrieb im Moment still, da die Schulen geschlossen sind.
Auch der Brunnenbau stagniert im Moment. Die dazu notwendigen Zusammenkünfte und Verhandlungen sind aktuell nicht möglich.
Sie sehen, dass wir unsere Erfahrung der Stagnation und der Distanz im Moment auch mit Menschen auf anderen Kontinenten teilen. Umso dankbarer sind wir, dass wir einen regen und konstruktiven Kontakt – digital und per Telefon – zu vielen unserer Freunde und „Schützlinge“ in Indien und ganz besonders zu unserem Projektleiter Fr. Prakaash Raut halten können. Mit ihm beobachten und diskutieren wir regelmäßig die Situation und entscheiden, an welchen Stellen wir gezielt Hilfe zur Verfügung stellen können.
Ich vermute, dass Sie alle in diesen Monaten unterschiedlich stark und in ganz unterschiedlicher Weise von der, für uns alle geltenden, Situation betroffen sind. Wir alle, auf der ganzen Welt, laufen mehr oder weniger im Ausnahme-Modus. Darum danke ich Ihnen an dieser Stelle ganz besonders, wenn Sie ihren Blick hinaus in die Welt richten und am Leben der in unserem Projekt eingeschlossenen Menschen in Indien teilnehmen.
Bleiben Sie alle positiv und gesund!
Ihre Petra Carqueville